Um das therapiefreie Intervall zu verkürzen, gibt es zahlreiche Initiativen, damit jeder weiß, wie eine lebensrettende Herzdruckmassage geht. Angehörige und Passanten können ohne jegliche Hilfsmittel wiederbeleben.
Beim Einsatzstichwort „Reanimation“ werden neben dem Notarzt und dem Rettungswagen von der Rettungsleitstelle seit rund 30 Jahren auch Mitglieder der „Helfer-vor-Ort“-Gruppen alarmiert. In Ulm und dem Alb-Donau-Kreis gibt es mittlerweile 18 solcher Gruppen. Der große Nachteil dieser ehrenamtlichen Helfer ist, dass sie über ihren Funkmelder abhängig vom Wohnung alarmiert werden. Den aktuellen Standort weiß die Rettungsleitstelle dabei nicht, der Ersthelfer kann beispielsweise bei der Arbeit sein.
Hier setzt nun die smartphonebasierte Alarmierung an. Helfer, die die entsprechende App haben, werden im Notfall geortet und die nächstgelegenen Helfer werden gezielt alarmiert. David Richter, Geschäftsführer des DRK Rettungsdienst Heidenheim-Ulm, ist selbst einer dieser Helfer. Egal, ob er zuhause ist und in der Nachbarschaft helfen kann oder in seinem Büro ist, er wird räumlich passend alarmiert und ist in wenigen Minuten vor Ort. Da er selbst jahrelang im Rettungsdienst gefahren ist, ist er gut ausgebildet und hat neben der Tür der Geschäftsstelle sogar einen Rucksack voller medizinischem Material und einen Defibrillator hängen. Doch ausreichend sind im Notfall die bloßen Hände.
Seit knapp fünf Jahren wird in der Region zusätzlich per App alarmiert. Über 440 Helfer sind es alleine im Stadtgebiet Ulm und im Alb-Donau-Kreis, sie gehören dabei nicht nur dem DRK an, sondern auch dem ASB, den Maltesern, sind bei der Feuerwehr, Ärzte oder Klinikpersonal. Bei knapp der Hälfte der bisher über 1 500 Einsätze waren die Helfer vor dem Rettungsdienst am Notfallort. Auch wenn jeder Einsatz ein Notfall ist, so war es bei jedem fünften Einsatz notwendig, mit der Wiederbelebung zu beginnen.
Der Rettungsdienst der Region hat dabei schon beim Projektstart vor fünf Jahren den Schulterschluss mit den Nachbarlandkreisen gesucht, daher gab es vom Kreis Rems-Murr über Aalen, Heidenheim und Ulm bis in den Kreis Biberach die gemeinsame App FirstAED. Rund 93 000 Euro investierten dabei alleine die Ulmer in das Projekt ohne Gegenfinanzierung durch die Krankenkassen oder staatliche Fördergelder.
Nachdem der Betreiber den App nun die Zusammenarbeit mit den DRK-Verbänden der Region aufgekündigt hat, setzt das Rote Kreuz seit Beginn des Monats auf die App corhelper. Damit weiss die Rettungsleitstelle, welche Helfer auf dem Weg zum Einsatz sind und es wird auch das Eintreffen am Notfallort zurückgemeldet. Wenn dann eine Wiederbelebung notwendig ist, kann die App mit dem richtigen Takt unterstützen, damit 100- bis 120-mal in der Minute das Herz ausreichend komprimiert wird, um den Blutkreislauf in Gang zu halten.
Die App corhelper wird bereits erfolgreich im Nachbarlandkreis Göppingen eingesetzt. So kann es zukünftig passieren, dass ein Biberach, der privat im Fabrikverkauf in Geislingen unterwegs ist, alarmiert wird, um in der Nachbarschaft eine Wiederbelebung durchzuführen. Bundesweit sind bei corhelper 27 000 ehrenamtliche Lebensretter registriert.
Auch die Landkreise Heidenheim und Ostalb sind Partner, der Aalener DRK-Geschäftsführer Matthias Wagner hat für diese beiden Kreise die griffige Zahl von einem Einsatz täglich, bei dem Ersthelfer aufgrund der App Hilfe leisten. Für den Landkreis Biberach blickt Michael Mutschler, der DRK-Geschäftsführer Rettungsdienst, in den knapp fünf Jahren seit der zusätzlichen App-Alarmierung auf rund 1.000 übernommene Einsätze.
Doch es dürfen gerne noch mehr Helfer werden, so David Richter. Eine Ausbildung zum Sanitätshelfer ist dabei ausreichend, doch genauso willkommen ist Klinikpersonal, Ärzte oder Soldaten mit Sanitätsausbildung. Die Registrierung geschieht dabei direkt in der App corhelper, die in den App-Stores von Google und Apple zu finden ist.