Ulm: Messermord vom Eselsberg vor dem Landgericht

Gerichtsverhandlung

Dem 55-jährigen Babak A. wird vorgeworfen im März diesen Jahres am Ulmer Eselsberg seinen Nachbarn getötet zu haben.

Am Freitag hat vor dem Ulmer Landgericht das Verfahren gegen den 55-jährigen Babak A. begonnen, dem vorgeworfen wird, im März diesen Jahres am Ulmer Eselsberg seinen Nachbarn getötet zu haben, außerdem soll er dessen Ehefrau und eine Tochter schwer verletzt haben.

Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft an den 55-Jährigen, der nach einem Schuss der Polizei unweit des Tatortes festgenommen werden konnte. Es ist kein Strafprozess, der noch bis Mitte Dezember verhandelt wird, sondern es geht um ein Sicherungsverfahren, also die Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung. Laut der Staatsanwaltschaft leidet der Beschuldigte unter einer paranoiden Schizophrenie und war während der Tat schuldunfähig.

Was ist passiert?

Mit einem Jagdmesser bewaffnet, das er angeblich im Internet als Küchenmesser gekauft hat, ist der geschiedene Mann einen Stock tiefer zu seinen Nachbarn gegangen. Seine Wahnvorstellungen haben ihm eingeredet, dass der Nachbar seinen Sohn getötet hat.
Als die Nachbarin unbedarft die Tür öffnet, holt er sofort mit dem Jagdmesser aus und trifft die Frau mehrfach am Hals und am Oberkörper. Die Frau sinkt zu Boden, laut Staatsanwaltschaft geht er von ihrem Tod aus.
Der 59-jährige Nachbar liegt auf dem Bett, er wird mit sechs tiefen Schnitten in Hals und Brust so schwer verletzt, dass er binnen weniger Minuten verblutet.
Eine Tochter flüchtet sich in ihr Kinderzimmer, kauert hinter der Tür. Der jungen Frau fügt er fünf Schnitte im Gesicht, an den Unterarmen und den Fingern zu, bevor er von ihr ablässt und auf die Straße flüchtet.

Der tatverdächtige Babak A. verständigt selbst die Polizei über den Notruf, als während der Verhandlung die Aufzeichnung des Notrufes eingespielt wird, sind im Hintergrund deutliche Schreie zu hören.

Als die Polizei am Tatort eintrifft, läuft der Mann mit dem Messer in der Hand auf die Polizisten zu. Mit einem Schuss in den Bauch kann er gestoppt werden, doch die Polizisten haben dabei so bewusst gezielt, dass sie ihn damit gestoppt haben, ihm jedoch nicht seinen Wunsch erfüllen nach einem „Suicide by cop“, also einen Selbstmord durch einen provozierten Polizeischuss.

Verdächtiger gesteht

Der 55-jährige Mann, der in Teheran geboren wurde und seit 28 Jahren in Ulm wohnt, hat nach Verlesung der Anklageschrift von seiner Verteidigerin eine Erklärung vorlesen lassen, in der er die Tat vollumfänglich einräumte. Er bedauere die Tat sehr und möchte sich ausdrücklich entschuldigen für das Leid, das er der Familie zugefügt hat. Er selbst habe jedoch nur lückenhafte Erinnerungen an die Tat und den Ablauf.

Die Ehefrau des Getöteten und die zwei Töchter sind als Nebenklägerinnen im Gerichtssaal und man merkt ihnen die innere Bewegung deutlich an, immer wieder weinen sie. Der Vorsitzende Richter unterbricht auch einmal für zehn Minuten die Verhandlung, damit sich die Nebenklägerinnen beruhigen können.
Der Beschuldigte sitzt den Frauen mit recht teilnahmslosen Gesichtsausdruck gegenüber, selbst als die blutigen Tatortfotos gezeigt werden, geht keine äußerlich sichtbare Regung durch seinen Körper.

Tatverdächtiger verwirrt bei Befragung

Auch bei der Befragung zu seinem Werdegang fällt auf, wie wirr der Beschuldigte wirkt, der bereits seit der Tat vorübergehend in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht ist. Mal war er im Iran nie in der Armee, dann hat er sich im Irak-Krieg beim Ausstieg aus einem Bus verletzt. Und dann vergisst er die schwere Beinverletzung durch einen Motorradunfall. Den getöteten Nachbarn kennt er nur vom Sehen, ein anderes Mal hat er ihm bei der Auto- und Waschmaschinenreparatur geholfen.

Der Motorradunfall soll jedoch ursächlich für ständige Rückenschmerzen sein, die den Taxifahrer plagen. Wegen seiner Schizophrenie bekam er unter anderem Antidepressiva, gegen die Schmerzen besorgte er sich Morphium auf dem Schwarzmarkt. Dann aber nahm er das Morphium angeblich wieder als Beruhigungsmittel, da er sich über seine betrunkenen Fahrgäste aufregte.

Nachbarn sollen ihn mit einer Mikrowellenkanone bedrohen und die Polizei ist Handlanger des IS. Eine Stimme sagt ihm immer mal wieder was zu tun ist. So war es wohl auch am Tattag, als die Stimme ihm erzählte, dass der Nachbar Babaks Sohn getötet hat.

Gerichtsverhandlung

Insgesamt 19 Zeugen und ein Sachverständiger sollen an den fünf Verhandlungstagen gehört werden. Eine Entscheidung wird für den 13. Dezember erwartet.

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