Der Ulmer Oberbürgermeister Martin Ansbacher ist sich sicher: „Unsere Stadt wird 2030 ein anderes Gesicht haben.“ Zahlreiche Baustellen werden den Ulmern und allen, die in Ulm unterwegs sind, viel Geduld und Nerven kosten. Um transparent über die Baumaßnahmen zu informieren, hat die Stadt Ulm eine eigene App auf den Weg gebracht.
Als eine große infrastrukturelle Herausforderung bezeichnet Ansbacher dabei den Neubau und die Sanierung mehrerer Brücken, die Sanierung der Fußgängerzone und das Umgestalten der Stadt bis zur Landesgartenschau 2030. Dabei ist es dem Oberbürgermeister wichtig, die Abläufe für die Bürgerschaft transparent zu machen. Ein ganzer Kanon an Maßnahmen gehört dazu.
Seit über sieben Jahren gibt es den Newsletter „ulm baut um“, in dem alle Baumaßnahmen mit Auswirkungen auf den Verkehr aufgelistet werden. Dabei geht es nicht nur um die Baustellen, bei denen die Stadt Ulm der Bauherr ist, sondern auch um die Baustellen der verschiedenen Versorgungsnetzbetreiber wie SWU, Telekom oder Fernwärme. Fast zweitausend Abonnenten gibt es für den Newsletter bereits.
Doch Eva-Maria Zimmermann, die Leiterin der Stabsstelle Baustellenkommunikation bei der Stadt Ulm, will „niederschwellig und transparent“ informieren. Dazu gehört für sie im Smartphone-Zeitalter auch eine App. Die erstmals in Deutschland eingesetzte App eines niederländischen Softwareunternehmens ist für Zimmermann dabei ein wichtiger Baustein.
Die App „ulm baut um“ kann auf Android- und Apple-Smartphones heruntergeladen werden und bietet die Auswahl für fünf verschiedene Teile des Stadtgebiets, um dort die Baustellen-Nachrichten abonnieren zu können. Vier Großprojekte, wie der Neubau der Wallstraßenbrücke und des Blaubeurer-Tor-Tunnels, sind eigene Abschnitte.
Baubürgermeister Tim von Winning bittet dabei um Gelassenheit und Toleranz gegenüber der Stadt: „Wir bauen nicht, weil wir so gerne bauen, sondern weil wir uns als Gesellschaft zukunftsfähig machen wollen.“ Als Beispiel führte er den Breitbandausbau an, der jedem Bewohner schnelleres Internet bringt.
Gerade Veränderungen im Bauablauf können in der App schnell und für jeden kommuniziert werden. So wurden jetzt unter einem Radweg beim Verlegen von Fernwärmeleitungen Reste der Stadtbefestigung gefunden, die zunächst denkmalpflegerisch beurteilt werden müssen – eine Verzögerung, die nicht im Bauablauf planbar ist.
Um Staus zu umgehen, haben von Winning und die Verkehrsplanerin Ute Metzler den Rat, die Fahrt zur Arbeit einfach um zehn Minuten zu verlegen. Laut Metzler dauert die höchste Verkehrsbelastung im Berufsverkehr immer nur ein bis zwei Stunden an, und eine leichte Verschiebung der Abfahrtszeit kann bereits eine spürbare Veränderung der Fahrtdauer bewirken.
Mit der App will die Stadt auch die Bewohner Ulms erreichen, die sich so rechtzeitig informieren können, welche Baustellen sie aktuell betreffen. Doch neben der App setzt die Stadt beispielsweise Lotsen ein, um vor dem Hauptbahnhof auf geänderte Fußwege hinzuweisen. Auch die Busfahrer bekommen Grafiken in die Hand, die zeigen, wo sie ihre Abfahrtssteige und Pausenplätze finden, wenn der umgebaute Busbahnhof nach den Herbstferien in Betrieb geht. Großprojekte bekommen eigene Infoseiten im Internet, und an den Absperrungen zu den Baustellen hängen Infotafeln, die die Baumaßnahme und den Zeitbedarf erklären. Zusätzlich gibt es Kontaktmöglichkeiten.
Der Dialog ist dem Oberbürgermeister wichtig. Es soll nicht nur informiert werden, auch Rückmeldungen spielen eine Rolle. In der App können die Nutzer Fragen stellen oder Verbesserungsvorschläge machen. Angedacht ist außerdem, wieder einen Baustellenkoordinator als „Kümmerer“ einzustellen, der bereits während des Baus der Straßenbahn-Linie 2 zwischen den Belangen der Anwohner und den Bauarbeitern vermittelt hat.