1970 hatte Lothar Kreibich die Bäckerei in der König-Wilhelm-Straße übernommen. 1998 folgte dann Sohn Stefan, der bis heute die Oststadtbäckerei betreibt. Doch jetzt ist Schluss, sagt der Bäckermeister. Die Gründe sind recht simpel. Der Betrieb lohnt sich nicht mehr. Trotz zehn bis zwölf Stunden Arbeit am Tag bleibt einfach zu wenig hängen, sagt Bäckermeister Stefan Kreibich, der fast die ganze Nacht in der Backstube steht und neben seiner Bäckerei in der König-Wilhelm-Straße auch eine Filiale in der Karlstraße betreibt und insgesamt sieben Mitarbeiter beschäftigt.
Wenn man nach den Problemen fragt, dann kommen einem die Antwort bekannt vor. Kreibich findet kaum noch Personal, weder für die Backstube, noch für die Verkaufstheke. Dazu kommt eine überbordende Bürokratie, die immer mehr Zeit in Anspruch nimmt und in keiner Relation mehr steht. Erschwerend kommt hinzu, dass seine Maschinen in die Jahre gekommen sind und Kreibich wohl bald viel Geld in einen neuen Ofen und in neues Inventar hätte stecken müssen. Das spart er sich jetzt. Kreibich macht einen echten Cut, verkauft den Laden samt Wohnung und zieht weg: „In dem Laden hängen so viele Emotionen, ich möchte nicht jedes Mal, wenn ich daran vorbeilaufe, daran erinnert werden.“
Für seine Branche sieht Kreibich langfristig schwarz. Kleine Bäckereien mit Vollsortiment wird es über kurz oder lang nicht mehr geben, sie werden aussterben. Nischen-Bäcker, die sich trauen, nur zehn, zwölf Sorten Brot zu backen und einen ordentlichen Preis dafür bekommen, die werden überleben, prophezeit Kreibich, oder man habe seine Kundschaft auf dem Land. Ansonsten gehe der Trend klar zugunsten der Filialisten und den Groß-Bäckereien, die zum Beispiel Lidl und Aldi beliefern. Selbst backen will Stefan Kreibich künftig nur noch privat, für sich und seine Familie.
Den letzten Tag geöffnet hat die Ulmer Oststadtbäckerei übrigens am 20. Dezember.