Ehrenamt ist keine Arbeit, die nicht bezahlt wird. Es ist unbezahlbare Arbeit, sagt Adrian Röhrle.
Er ist Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ulm und knapp 8760 Stunden im Jahr ehrenamtlich aktiv – also eigentlich immer. Schließlich ist die Feuerwehr Tag und Nacht an 365 Tagen im Jahr rufbereit. Und das ohne finanzielle Entschädigung. Vor mehr als 20 Jahren hat die Stadt Ulm die sogenannte Freiwilligenkarte eingeführt. Die Grundidee sei, so der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch, zu zeigen, dass Ehrenamt gesehen und eben auch wertgeschätzt wird. Mit der Freiwilligenkarte bekommen Ulmer, die mehr als 150 Stunden im Jahr in unterschiedlichsten Ämtern aktiv sind, Vergünstigungen. Bei Vorlage der Karte erhält man bei teilnehmenden Partnern Ermäßigungen oder Gutscheine. Das kann beispielsweise eine gratis Zahnprofilaxe oder fünf Prozent auf den Kauf einer Brille oder freier Eintritt im Ulmer Museum sein.
Die Ehrenamtskarte ist das landesweite Pendant zu unserer Freiwilligenkarte, erklärt Larissa Heusohn von „engagiert“ in Ulm.
An dem einjährigen Pilotprojekt nehmen – neben Ulm – der Stadtkreis Freiburg, der Ostalbkreis und der Landkreis Calw teil. Doch es gibt einige Unterschiede zwischen der Ehrenamtskarte und der Freiwilligenkarte: Für die Ehrenamtskarte sind 200 Stunden, also 50 Stunden mehr erforderlich. Außerdem beschränken sich die Partner auf nicht-kommerzielle Vereinigungen – zumindest in der Probephase.
Ende August 2024 wird dann entschieden, ob die Ehrenamtskarte in ganz Baden-Württemberg flächendeckend eingeführt wird und gegebenfalls Anpassungen vorgenommen, wie beispielsweise die Digitalisierung der Karte.
Die Karte kann online mithilfe eines Formulares beantragt und anschließend in der Radgasse 8 bei „engagiert“ in Ulm oder in verschiedenen Sozialräumen abgeholt werden. Genaue Informationen gibt es auf der Homepage.
Wenn man sich die Frage stellt, warum im europäischen Vergleich bei uns vieles besser funktioniert, hat das etwas mit bürgerschaftlichem Engagement, kommunaler Selbstverwaltung und „selbst in die Hand nehmen“ zu tun. Das ist der große Unterschied, meint Czisch.