Drei Piloten, 18 Notärzte und sieben Notfallsanitäter sind von morgens sieben Uhr bis abends acht Uhr einsatzbereit, im Winterhalbjahr nun auch mit Nachtsichtbrillen.
Nachdem es im Jahr 2020 genau 1 478 Einsätze für die gelben Luftretter gab, waren es im Jubiläumsjahr 2021 mit 1 452 Einsätzen nicht einmal zwei Prozent weniger Einsätze. Im Herbst 2021 konnten die Ulmer Luftretter ihr 50-jähriges Jubiläum feiern, es ist die zweitälteste Station in Deutschland.
Rund 40 Prozent der Einsätze waren wegen Verletzungen nach Unfällen notwendig, dabei waren es nicht nur Verkehrsunfälle, sondern bis hin zu Sportunfällen, bei denen der Notarzt auf dem Luftweg zum Patienten gebracht wurde. Die zweithäufigste Gruppe der Notfälle waren mit 27 Prozent die Störungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte oder Herzrhythmusstörungen. Neurologische Notfälle wie zum Beispiel Schlaganfälle waren in elf Prozent der Fälle der Einsatzgrund und bei sechs Prozent warxen es Atemstörungen wie Atemnot oder Asthma.
Seit Anfang Dezember wurden die Einsatzzeiten des Ulmer Rettungshubschraubers in den Abend hinein ausgeweitet. Bisher endete die Verfügbarkeit der Luftretter mit dem Sonnenuntergang, da bei Dunkelheit kein sicheres Landen neben Unfallstellen möglich ist. Der Hubschrauber wurde mit einem zusätzlichen leistungsstarken Scheinwerfer ausgestattet und der Pilot und der Notfallsanitäter, der den Pilot beim Navigieren unterstützt, haben spezielle Nachtsichtbrillen erhalten. Diese Brillen enthalten eine Elektronik, die das restliche Licht bis zum Faktor 20 000 verstärken kann und so auch Hochspannungsleitungen sichtbar machen kann. Jens Jasper, Stationspilot in Ulm und bei der ADAC Luftrettung auch Ausbilder für den Flug mit Nachtsichtbrillen, sieht klare Vorteile für die Hilfesuchenden in der Region. Nun können die Rettungsleitstellen den Hubschrauber bis 20 Uhr anfordern. Vor einem Flug bei Dunkelheit muss das Flugwetter noch genauer geprüft werden und die theoretischen Sichtweiten müssen höher als bei Tag sein.
Auch wenn der Anflug zur Einsatzstelle dann genauso schnell wie bei Tag ist, dauert die Landung länger, da die Landestelle genauer erkundet werden muss. Mit den aufgesetzten Brillen wird die mögliche Landestelle mehrfach langsam umkreist, um alle Hindernisse finden zu können. Das Sichtfeld der Brillen ist wesentlich enger als das normale Sichtfeld der Augen und auch nur zweidimensional. Mit der genauen Erkundung und viel Erfahrung kann die Landung dann genau so sicher wie bei Tag erfolgen. In den ersten beiden Einsatzmonaten konnte 25mal bei Dunkelheit geholfen werden.
Wenn das Wetter durch Nebel oder Sturm das Fliegen ganz unmöglich macht, steigt der Notarzt, der zusammen mit den Notfallsanitätern vom Ulmer Bundeswehrkrankenhaus (BwK) gestellt wird, auch ein Notarzteinsatzfahrzeug des BwK um.
Text/Foto: Thomas Heckmann