Ulmer Lehrer hat Nacktaufnahmen von Schülern auf dem Handy 

Dramatische Wendung

Im Prozess gegen einen 23-Jährigen wegen versuchtem Totschlag an einem 34-jährigen Lehrer stand am Mittwoch die Auswertung der Mobiltelefone des Angeklagten und des Opfers im Mittelpunkt. Das Opfer war erstmalig im Gerichtssaal und wurde auch befragt. 

In einer dreistündigen Zeugenbefragung hat ein Forensiker der Kriminalpolizei ausführlich dargelegt, wie die Polizei über Mobilfunk-Auswertungen auf den Angeklagten gekommen ist. Dabei fielen die Bewegungen des Telefons auf. Am Tattag fuhr der Angeklagte in eine Sackgasse in der Nähe des Tatortes. Stundenlang stand das Auto dort und das Telefon war gesperrt, ohne sich zu bewegen. Der Ermittler schloss daraus, dass das Telefon im Auto lag. Gleichzeitig wurde eine vermummte Person nahe dem Tatort gesehen. Keine fünf Minuten nach der Tat fuhr der Tatverdächtige aus der Tatortnähe weg und war, so wie auch in den Wochen vorher, nie wieder in der Nähe des Tatortes. In den nächsten Tagen war der Angeklagte häufiger als sonst in der Innenstadt, was sich nach fünf Tagen wieder normalisierte. 
 
Auf dem Smartphone des Angeklagten fanden sich auch Fotos, auf denen er mit Schusswaffen zu sehen ist, ein älteres Foto zeigt einen maskierten Mann, bei dem sich der Polizist sehr sicher ist, dass es der Angeklagte ist. Der Ermittler der Polizei attestierte ihm aus diesen gefundenen Fotos eine Gewaltaffinität. 
 
Nach Aussagen eines ermittelnden Polizisten fanden sich in einem passwortgeschützten Ordner im Mobiltelefon des Lehrers Fotos von mindestens 23 ehemaligen Schülern, die in den Jahren 2016 bis 2023 erstellt wurden. Teilweise waren die Schüler, als die Fotos entstanden, erst 13 Jahre alt. Neben Portraits fanden sich auch Videos mit gehauchten Küssen, Fotos von Geschlechtsteilen und auch während der Selbstbefriedigung. Dabei hat es sich wohl ausschließlich um Jungen gehandelt. Manche Fotos entstanden erst nachdem die Jugendlichen die Schule verlassen hatten. 
 
Der Ermittler bezeichnete die zugehörigen Chats zwischen dem Lehrer und den Schülern als eher freundschaftlich. Die Polizei fand Anhaltspunkte für Gegenleistungen durch den Lehrer für die Fotos, darunter bessere Noten, Zigaretten oder Geld. Diese Gegenleistungen haben die Schüler jedoch nicht bestätigt, wobei der Ermittler hier Widersprüche aus Scham vermutet. Überrascht zeigte sich der Ermittler, dass die Fotografierten keine Aggression gegenüber dem Lehrer ausdrückten. 
 
Noch ist unklar, welchen Zusammenhang es zwischen den Fotos auf dem Smartphone des Opfers und dem Angeklagten gibt. 
 
Vor rund drei Jahren gab es auch Chats zwischen dem Angeklagten und dem Opfer, dabei hat sich der Lehrer bei dem ehemaligen Schüler erkundigt, ob er eine Ausbildung macht und hat ihm auch Hilfe bei Bewerbungen angeboten. Unklar blieb, ob es dabei zu Treffen kam. 
 
Es gab auch Gruppenchats unter etwa 15 ehemaligen Schülern, an denen der Angeklagte beteiligt war. Dort ging es auch um pädophile Handlungen zwischen dem Lehrer und Schülern seiner Schule. Dort ging es wohl auch um Geld für die Fotos. Offen ist dabei, ob es auch Fotos von dem Angeklagten gibt. Der Angeklagte hat in dem Gruppenchat nicht auffallend über den Lehrer geschimpft. 
 
Als letzter Zeuge sollte am Mittwochnachmittag das Opfer befragt werden. Der 34-jährige Lehrer der Schule, die direkt neben dem Tatort liegt, wurde bei dem Angriff Ende Februar so schwer verletzt, dass er im Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben werden musste. Dort brachte er nur wenige Worte heraus, dann wurde die Verhandlung unterbrochen, um das Opfer neurologisch zu beurteilen. Nach rund einer Viertelstunde stand fest, dass eine Befragung nicht wirklich möglich ist. 
Auch kollidieren viele Fragen an das Opfer mit dem Zeugnisverweigerungsrecht, so dass eine Befragung nicht sinnvoll möglich ist. 
Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit mehreren Monaten wegen der aufgefundenen Fotos gegen das Opfer . 
 
Der sachverständige Neurologe geht davon aus, dass der Lehrer zu 100 Prozent erwerbsunfähig ist. Während seiner viermonatigen Behandlung in einer Spezialklinik machte der Lehrer nur wenige Fortschritte, lediglich das Laufen am Rollator war gegen Ende des Klinikaufenthalts möglich. Da nach den Worten des Oberarztes das Opfer zu wenig Physiotherapie nutzt, sieht der Mediziner wenig Verbesserungsmöglichkeit. 
Der Lehrer hat Kraftlosigkeit in der rechten Körperhälfte und massive Probleme, sich zu erinnern oder sich etwas zu merken. Dazu kommt eine schwere Depression. 
 
Der Prozess wird am 2. Dezember fortgesetzt werden, für diesen Tag sind weitere neun Zeugen geladen. Ein Urteil soll Mitte Dezember fallen. 

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