Ulmer Mohrengasse: Rassismus-Diskussion findet kein Ende

Diskriminierung

Die Debatte um die Ulmer Mohrengasse nimmt wieder Fahrt auf. Schmierereien und Graffitis hören nicht auf, die Stadt muss sie immer wieder teuer entfernen lassen. Aktuell steht groß in schwarzer Farbe: „Der Name der Straße ist rassistisch. Ändert den Scheiß Namen.“

Die Debatte um die Ulmer Mohrengasse nimmt wieder Fahrt auf. Schmierereien und Graffitis hören nicht auf, die Stadt muss sie immer wieder teuer entfernen lassen. Aktuell steht groß in schwarzer Farbe: „Der Name der Straße ist rassistisch. Ändert den Scheiß Namen.“

Ist der Straßenname rassistisch?

Ist der Name denn rassistisch? Nach intensiver Diskussion entschied sich der Gemeinderat 2020 für die Beibehaltung des Straßennamens. Im Oktober 2021 wurde eine Erklärtafel angebracht. Die Mohrengasse hieß seit 1805 „Mohren Gäßlen“ nach der Gaststätte „Zum Mohren“. Es läge demnach kein herabwürdigender Hintergrund vor.

Das sehen nicht nur Afrodeutsche anders. Das Afrodeutsche Forum Ulm/Neu-Ulm sieht im Begriff Mohr eine Beleidigung und sieht darin ein Zeichen von Rassismus und Sklavenhandel, weil wir heutzutage solche Begriffe damit verbinden.

Wird die Ulmer Mohrengasse also doch noch umbenannt? Die Diskussion scheint kein Ende zu finden.

Was ist ein Mohr?

Etymologisch geht das Wort Mohr auch auf das griechische moros zurück, das bedeutet töricht und auch dumm. Auch geht es auf das lateinische maurus zurück, das für schwarz, dunkel und afrikanisch steht. Historisch sind die Bewohner Mauretaniens (Mauren) so bezeichnet worden, aber schon im Mittelalter sind verallgemeinert Menschen mit dunkler Hautfarbe Mohren genannt worden. Seit dem 16. Jahrhundert wird der Begriff nur noch in dieser erweiterten Bedeutung verwendet.

Seit etwa 1960 wird auf die Zwiespältigkeit des Wortes zwischen historischer Entwicklung und Verwendung als stereotype Bezeichnung hingewiesen, die eine bestimmte Vorstellung von einem Schwarzen weckt, was zu Diskussionen um den diskriminierenden Charakter des Wortes geführt hat.

Das steht auf der Mohrengasse-Erklärtafel

Die Mohrengasse hieß seit 1805 „Mohren Gäßlen“ nach der Gaststätte „Zum Mohren“, die – bei wechselnden Namen – schon um 1600 so hieß und bis 1944 im Eckhaus Weinhof 23 war. Der Name könnte auf den Hl. Mauritius oder die Hl. Drei Könige aus der christlichen Geburtsgeschichte von Jesus zurückgehen. Belege für einen kolonialistischen oder herabwürdigenden Hintergrund der Benennung liegen in Ulm nicht vor. Nach intensiver Diskussion entschied sich der Gemeinderat der Stadt Ulm 2020 deshalb für die Beibehaltung des Straßennamens. Weil der Begriff jedoch eine Fremdbezeichnung aus europäischer Sicht darstellt, die rassistisch belastet ist, wurde diese Erläuterung angebracht, um sich von dieser Bedeutung entschieden zu distanzieren. Ulm versteht sich als internationale Stadt und verknüpft dies mit Maßnahmen gegen Rassismus. Stadt Ulm

Das könnte Dich auch interessieren

10.04.2024 Wieder Ärger um die Ulmer Mohrengasse! Und wer ist dieser heilige Mauritius? Wieder Ärger um die Ulmer Mohrengasse! Die Stadt Ulm musste wieder ein Graffiti an der Mauer neben dem Straßenschild teuer entfernen und die Erklärtafel daneben reinigen lassen, die war erneut komplett schwarz übergesprüht. Mit dem Graffiti fordern Unbekannte weiter die Umbenennung der Gasse. Graffiti und Schilder Im Herbst 2021 wurde nach langer Debatte um Rassismus 06.09.2024 Ulm: neue Anlaufstelle im Rathaus verspricht mehr Service Im ersten Stock gegenüber dem Standesamt stehen insgesamt acht Mitarbeiter im neuen Service-Center den Bürgern für alle möglichen Fragen zur Verfügung. Egal ob per Mail, telefonisch oder persönlich: die Bürger sollen hier eine gesicherte Erstauskunft bekommen, ohne selbst lange nach der richtigen Ansprechperson suchen zu müssen. Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher ist dabei die Bürgernähe besonders 06.09.2024 Ulms OB: "haben der AfD nicht den roten Teppich ausgerollt!" „Die Ulm-Messe habe mitnichten der AfD den roten Teppich ausgerollt“, sagt OB Ansbacher. Auch ihm gefalle es nicht, dass die AfD in der Donauhalle zwei Veranstaltungen abhalten werde, aber juristisch sei der Sachverhalt eindeutig, jedes Gericht würde gegen die Stadt entscheiden. Diese Bühne wollten wir der Partei nicht geben. Der rechtsextremen AfD müsse vielmehr politisch 06.09.2024 Ulm: Tanzen hält 100-jährige fit Hildegard Kaiser kann auf ein bewegtes Leben zurückschauen. 1924 in Ostpreußen geboren, lernte sie als Nachrichtenhelferin bei der Luftwaffe in Norwegen ihren späteren Ehemann, einen deutschen Soldaten, kennen. 1947 heirateten die beiden und zogen später in den Süden. Ihr Mann trat eine Stelle bei Telefunken in Ulm an. Das Ehepaar bekam drei Kinder. Leidenschaftliche Tänzerin