Über drei Stunden sind die Stadtreiniger der EBU regelmäßig sonntagmorgens an schönen Wochenenden unterwegs, um die Friedrichsau wieder in einen lebenswerten Zustand zu versetzen. Neben Zigarettenkippen, Kronkorken und Kaugummis sind es vor allem die überall ausgegebenen ToGo-Verpackungen wie Pizzakartons oder Burger-Boxen, welche die Au verschandeln und die öffentlichen Mülleiner regelmäßig überfordern, schreibt die EBU.
Ein Gesetz der Bundesregierung verbietet seit 2021 Styroporboxen und -becher, Einweg-Plastikgeschirr und Strohhalme aus Kunststoff. Ab 2023 müssen ToGo-Anbieter auch Mehrwegbehälter bereithalten. Aber auch Pfandflaschen halten den Anforderungen einer durchzechten Partynacht oft nicht Stand und landen als Scherben auf den Grünflächen und Radwegen. Ein Problem vor allem für Kinder, die den Sommer barfuß genießen wollen.
Nun will die Stadt ihren Bewohnern nach zwei anstrengenden Jahren der Pandemie das Feiern natürlich nicht verbieten. Die Friedrichsau und Donauwiese sind beliebte Orte um sich zu treffen, Sport zu treiben und gemeinsam Party zu machen. Sie stellen ein wichtiges Stück Lebensqualität in der Großstadt dar. Und so soll es auch bleiben. Wenn allerdings der Abfall nicht mehr in den öffentlichen Mülleimern landet und einfach liegen bleibt, haben wir es mit einem gesellschaftlichen Problem zu tun.
Wie berichtet starten die EBU in diesem Jahr eine unkonventionelle Kampagne gegen die zunehmende Vermüllung des öffentlichen Raums. Statt des erhobenen Zeigefingers oder Bußgelddrohungen sollen junge, spritzige Social-Media-Aktionen, bekannte Ulmer Köpfe und freche Mülleimersprüche die vorwiegend junge Zielgruppe erreichen. Mit der diesjährigen Müllscout-Kampagne legen die Entsorgungsbetriebe nochmals nach. Im vergangenen Jahr waren die Scouts coronabedingt erstmals ab August im Einsatz. Nun sollen sie planmäßig zum Wochenende des 1. Mai in die Freiluftsaison starten.
Die EBU setzen bei den Müllscouts auf das Präventionskonzept „Bleib sauber!©“ der dreivorzwölf marketing GmbH, das bereits in unterschiedlichen Städten Erfolge im Kampf gegen den wilden Müll brachte. Aus der Erfahrung mit anderen Kommunen ist klar, dass man mit Überwachung und Intervention auf keinen grünen Zweig beziehungsweise grünen Rasen kommt. Eine Veränderung lässt sich nur ganzheitlich realisieren. Um das Müllproblem im öffentlichen Raum effektiv und nachhaltig in den Griff zu bekommen, muss sich etwas in den Köpfen der Menschen bewegen.
Dafür werden die Scouts, meist Studierende, von der Agentur akquiriert und speziell zum Thema Müllvermeidung ausgebildet. Sie sehen es als sinnvolle Aufgabe, Menschen ohne erhobenen Zeigefinger zu mehr Verantwortung zu animieren. Ausgestattet mit nützlichen Tools wie Taschenaschenbechern und Hundekotbeuteln ziehen die Zweierteams durch die Grünflächen an der Donau und in der Friedrichsau. Im Gespräch lassen sich auf Augenhöhe schnell Barrieren ab- und mehr Sensibilität für das Thema Müllvermeidung aufbauen. Die Müllscouts klären in erster Linie über sinnvolle Müllvermeidung und richtige Entsorgung vor Ort auf.
Die Bilanzen sind bisher durchweg positiv. Es kommt zu einem signifikanten Rückgang der Vermüllung. Die Bürgerinnen und Bürger geben in jeder Hinsicht positives Feedback zu den Müllscouts. Neben dem Einsatz an der Donau wollen die EBU ihre Scouts in diesem Jahr auch an weitere beliebte Freizeitorte wie den Oberen Kuhberg und Eselsberg schicken.