Ulmer Projekt "Kampf dem K.O." zieht Zwischenbilanz

Ulm ist kein K.O.-Tropfen Hotspot

Sie wirken schnell, machen wehr- und willenlos und können nur eine kurze Zeit im Blut der Betroffenen nachgewiesen werden: K.O.-Tropfen. Auch im Ulmer Nachtleben sind K.O.-Tropfen ein Thema. In Ulm ist daher ein auf ein Jahr angelegtes Projekt „Kampf dem K.O.“ des Instituts für Rechtsmedizin am Uniklinikum und der Stadt Ulm–Team Chancengerechtigkeit und Vielfalt initiiert worden, um über die Gefahren aufzuklären und die Nachsorge und Betreuung Betroffener zu verbessern.

Projekt

Das Phänomen der unfreiwilligen Einnahme von K.O.-Mitteln mit oder ohne Ausnutzung einer hierdurch hervorgerufenen Handlungsunfähigkeit ist ein allgegenwärtiges Thema, das auch im Nachtleben von Ulm beobachtet wird.

Seit einem halben Jahr läuft das Projekt "Kampf dem K.O." in Ulm erfolgreich, um das Bewusstsein für die Gefahren von K.O.-Tropfen zu schärfen. Zur Sensibilisierung dieser Thematik führen das Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Ulm (Prof. Dr. Sebastian Kunz) zusammen mit der Stadt Ulm - Team Chancengerechtigkeit und Vielfalt (Diana Bayer) und Frauen helfen Frauen e.V. (Anja Schlumpberger) das (Präventions-) Projekt "Kampf dem K.O." durch. Finanziert wird es durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration aus Landesmitteln, die der Landtag von Baden-Württemberg beschlossen hat. Der Projektzeitraum ist auf ein Jahr ausgelegt und endet am 31. Dezember.

Kostenlose und vertrauliche Tests

Auch wenn es aktuell noch zu früh ist, konkrete Zahlen zu nennen, so haben die Verantwortlichen durch das Projekt eine bessere Einschätzung des Problemfeldes um die K.O.-Thematik gewinnen können. Es zeichnet sich bisher ab, dass Ulm kein Hotspot bezüglich K.O.-Tropfen ist. Getestet wird in der Gewaltopferambulanz, in der Zentralen Interdisziplinären Notfallambulanz der Frauenklinik der Uniklinik, im Bundeswehrkrankenhaus Ulm und in der Donauklinik Neu-Ulm. Ausgewertet werden die Proben vom Institut für Rechtsmedizin der Unikliinik Ulm. Dort wird großen Wert auf die Anschlussbetreuung Betroffener gelegt.

Wir sehen ein deutlich zunehmendes, vor allem auch medizinisches Interesse an der Thematik der K.O.-Mittel, sowohl von Seiten der Partygänger, als auch der Clubbetreibenden, sagt Prof. Dr. Sebastian Kunz, Leiter der Gewaltopferambulanz.

Das kostenlose und vertrauliche Testangebot ist für Betroffene enorm wichtig. Für die Personen, die sich testen lassen, hat das Testergebnis nicht nur rechtlich, sondern vor allem emotional eine große Bedeutung. Wir wollen Betroffenen Gewissheit geben, was mit ihnen passiert ist, ergänzt Diana Bayer, Leiterin des Frauenbüros der Stadt Ulm.

Awareness-Kampagne

Das Testangebot wird im Rahmen des Projektes von einer breit angelegten Awareness-Kampagne unter dem Motto "Knockout? Ulm testet auf K.O." begleitet.

Die Website klärt rund um das Projekt und das Thema K.O.-Tropfen auf. Neben Handlungsempfehlungen im Notfall, Hilfsangeboten und der Aufklärung über die Gefahren von K.O.-Tropfen, finden hier künftig auch Veranstalter und Gastronomen hilfreiche Tipps zum Umgang mit potentiellen Opfern von K.O.-Tropfen. Die Website wird fortwährend aktualisiert. Alle Informationen stehen demnächst auch auf Englisch bereit.

Ein Großteil der Aufklärungsarbeit findet über die Social-Media-Kanäle statt, um das Thema vor allem bei jungen Menschen ins Bewusstsein zu bringen. Unter @ko_ulmtestet präsentiert sich das Projekt auf Instagram, Facebook und TikTok.

Wie präsent das Thema unter den Ulmern ist, merken wir daran, dass sich immer wieder Betroffene bei uns melden und von ihren persönlichen Erfahrungen mit K.O.-Tropfen erzählen. Obwohl die Vorfälle oft schon einige Zeit zurückliegen, fällt es vielen Opfern schwer, das Erlebte zu verarbeiten, erklärt Leonie Hirt, Projektmitarbeiterin im Projekt "Kampf dem K.O.".

Über Social Media weden auch kurze Clips von Betroffenen geteilt. Hier wird deutlich, welche Emotionalität in dem Thema steckt und mit welcher seelischen Belastung die Betroffenen auch noch Jahre später nach einem Vorfall mit K.O.-Tropfen zu kämpfen haben. Auch der Basketballer Thommy Klepeisz von ratiopharm ulm und Lennart Stoll vom SSV Ulm Fußball unterstützen das Projekt mit ihren Videos. Der Gründer des Awareness Teams Ulm, Sebastian Frenzel, ist ebenfalls im Video dabei.

Beteiligungs-Plattform

Gemeinsam mit der Digitalen Agenda der Stadt Ulm wurde zusätzlich eine Online-Beteiligungs-Plattform zum Thema K.O.-Tropfen aufgebaut. Ziel ist es, Betroffenen, Interessierten, Nachtschwärmern und Veranstaltern die Möglichkeit zu geben, ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Gedanken zum Thema K.O.-Tropfen zu teilen.

Awareness-Box

Neu ist auch die "K.O.-Awareness-Box". Mit der 1,40 x 1,00 Meter großen schwarzen Box soll das Thema auf verschiedenen Veranstaltungen und in unterschiedlichen Einrichtungen präsent gemacht werden. Die Box lädt dazu ein, kurz aus dem Getümmel des Alltags zu entfliehen, sich hineinzusetzen und ein kurzes Video zu schauen, in dem vor allem Betroffene über ihre Erfahrungen mit K.O.-Tropfen berichten. So sollen die Menschen auch vor Ort für die Gefahr von K.O.-Tropfen sensibilisiert werden. Die Box wird als Wanderausstellung an Kultureinrichtungen, Schulen, Universitäten, Hochschulen oder für Veranstaltungen verliehen.

Info-Materialien wie Plakate, Flyer, Aufkleber oder Bauzaunbanner sind nicht nur in der Ulmer Innenstadt zu finden, sondern werden auch Locations des Ulmer Nachtleben und Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Ab August 2024 stellen wir Veranstaltern der Region zudem wiederverwendbare Getränkeabdeckungen zur Verfügung, die sie den Feiernden als präventive Maßnahme zum Schutz vor K.O.-Tropfen anbieten können.

Vernetzung

Um K.O.-Tropfen entgegenzuwirken und die Nachsorge und Betreuung von Betroffenen zu verbessern, haben sich die Projektpartner bereits mit verschiedenen Personen und Institutionen vernetzt, darunter Polizei, Rettungsdienste, Politiker, Studienvertretungen der Universität und der Hoschulen in Ulm und Neu-Ulm, Veranstalter und Gastronomen. Die Projektbetreibenden stoßen dabei auf sehr positives Feedback und viel Unterstützung. Die Expertise aus unterschiedlichen Bereichen bringt das Projekt voran. Aus Gesprächen geht immer wieder hervor, wo Probleme liegen und was es noch braucht, um gegen K.O.-Tropfen vorzugehen.

Neben der Gewissheit für Betroffene verspricht das kostenlose Testangebot vor allem für Gastronomen einen großen Mehrwert. Verdachtsfälle können aufgeklärt werden. Bei einem negativen Ergebnis werden keine falschen Gerüchte gestreut. Fällt das Testergebnis positiv aus, können Gastronomen reagieren, in dem sie beispielsweise ihre Mitarbeitenden nochmal gezielt auf den Umgang mit Fällen von K.O.-Tropen schulen.

Ausblick

Vom 25. September bis zum 27. November 2024 wird das Projekt "Kampf dem K.O." in einer Ausstellung im Erlebnisraum m25 vorgestellt. Weitere Informationen dazu werden folgen.

Das positive Feedback auf unser Ulmer Pilotprojekt "Kampf dem K.O." zeigt, dass die Politik beim Thema K.O. -Tropfen nicht mehr wegsehen darf, sondern aktiv werden muss, fasst Diana Bayer zusammen. Unser Projekt ist ein erster, wichtiger Schritt! Irgendwann muss es für alle Betroffenen in Deutschland möglich sein, sich kostenlos auf K.O.-Tropfen testen zu lassen. Es darf nicht sein, dass die Opfer auch noch mit den Kosten für den Test allein gelassen werden.

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