Kein handgeschöpftes Büttenpapier, sondern schlichtes Recyclingpapier wurde für den Partnerschaftsvertrag zwischen der Stadt Ulm und der Arbeitsgemeinschaft B10 Ulm verwendet. Am Freitag unterzeichnete Oberbürgermeister Martin Ansbacher den Vertrag mit einem Volumen von über 200 Millionen Euro für den Neubau der Wallstraßenbrücke und den Blaubeurer-Tor-Tunnel.
Die Arbeitsgemeinschaft der Bauunternehmen Leonhard Weiss und Matthäus Schmid steigt bereits jetzt in die Planung der Neubauten ein. Durch den erstmalig bei einer deutschen Kommune angewandten Partnerschaftsvertrag arbeiten Bauherr, Planer und Bauunternehmen sehr früh miteinander zusammen und können gemeinsam die optimale Lösung erarbeiten. Baubürgermeister Tim von Winning erklärte bei der Vertragsunterzeichnung, dass der bisher übliche Weg, erst die komplette Planung abzuschließen und dann nach einem Bauunternehmen zu suchen, Nachteile für das komplexe Bauvorhaben in Ulm hat. Die Bauunternehmen haben in Ulm die Möglichkeit, ihre Erfahrung bereits in die Planung einzubringen, um verwendete Materialien und Bauabläufe zu optimieren. Von Winning geht davon aus, dass so mehrere Monate Bauzeit eingespart werden können.
Für Martin Ansbacher ist der Freitag „ein historischer Tag“, denn die Wallstraßenbrücke, die von 85.000 Fahrzeugen täglich belastet wird, muss ersetzt werden. Bei dieser Gelegenheit wird der Unfallschwerpunkt Blaubeurer-Tor-Ring durch zwei T-Kreuzungen ersetzt, und die Blaubeurer-Tor-Brücke wird durch einen Tunnel ersetzt. Ansbacher betonte auch, dass die Förderung von 105 Millionen Euro durch das Land ebenfalls ein Rekord ist. Bezugnehmend auf seine Schwörrede möchte der Oberbürgermeister damit auch eine Verkehrssünde der Vergangenheit heilen.
Auch wenn bereits viele Baumaßnahmen laufen, wird ab 2025 die heiße Phase der Bauarbeiten starten. Im Sommer 2026 wird der Blaubeurer-Tor-Ring verschwunden sein. 2027 wird dann bereits die Westseite der Wallstraßenbrücke neu gebaut sein und Mitte bis Ende 2029 wird das komplette Bauwerk stehen, rechtzeitig vor der Landesgartenschau 2030 in Ulm.
Mit den Neubauten werden dann 25 Prozent aller Ulmer Brücken, das sind 20.000 Quadratmeter, ersetzt sein, und über 7.000 Quadratmeter ehemalige Straßenflächen begrünt werden. Gleichzeitig bleibt die Kapazität der Straßen erhalten, und es entstehen zusätzliche Geh- und Radwege.