Ein internationales Forscherteam nimmt sich die Eiszeiten in den Alpen vor. Die Mission: Herausfinden, wie sich das Klima im Alpenraum während der Eiszeiten verändert hat – und Gletscher, Flora und Fauna über die Jahrtausende prägte.
Dafür rücken die Forscher mit schwerem Gerät an: Nach Mitteilung des Leibniz Instituts sind mehrwöchige Bohrungen südöstlich von Winterstettenstadt, einem Ortsteil von Ingoldingen, im Kreis Biberach geplant. Die erste Bohrung startet Mittwoch nach Ostern, am 7. April. Zwei Spül- und danach eine mehrwöchige Kernbohrung. . Dabei geht es darum, Sedimente aus bis zu 160 Meter Tiefe zu gewinnen. Diesen sollen die Geheimnisse darüber entrissen werden, was zu welcher Zeit kreuchte und fleuchte. Per Kernscanner können die Sedimente direkt vor Ort analysiert werden.
Konkret wird unter anderem nach Pollenvorkommen oder Kleinstlebewesen gesucht. Ziel ist, die räumliche und zeitliche Klimaentwicklung während der Eiszeiten in den vergangenen 2,6 Millionen Jahren im gesamten Alpenraum zu rekonstruieren. Mit seismischen Messungen zwischen den Bohrungen erfassen sie die Bedingungen für die Sedimentablagerungen im Detail. Erste Ergebnisse aus Voruntersuchungen wurden bereits in 3-D-Modelle umgesetzt.
Involviert ist das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) zusammen mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und dem Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau im Regierungspräsidium Freiburg (LGRB) Dies hat das Ziel, die räumliche und zeitliche Klimaentwicklung während der Eiszeiten in den vergangenen 2,6 Millionen Jahren im gesamten Alpenraum zu rekonstruieren. Insgesamt ist das Ziel von DOVE, innerhalb der nächsten Jahre Sedimente aus bis zu 16 Bohrungen an Standorten rund um die Alpen zu untersuchen. Über 20 nationale und internationale Partnerorganisationen mit über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beteiligen sich an dem Großprojekt.
„Mit dem Projekt betreiben wir bedeutende Grundlagenforschung zur räumlichen und zeitlichen Dynamik von Eiszeiten sowie zu Fragen der Klimaentwicklung in der Vergangenheit“, erklärt Prof. Dr. Gerald Gabriel, Geophysiker und Projektverantwortlicher am LIAG. „Die Erkenntnisse sind nicht zuletzt für das Verständnis von möglichen Entwicklungen in der Zukunft wichtig. Dabei ist die Geophysik entscheidend, um die punktuellen Bohrergebnisse in den dreidimensionalen Raum zu übertragen.“
Zusätzlich bieten die erhobenen Daten wertvolle Informationen zu angewandten Fragen: Sie nützen beispielsweise der Beantwortung von Fragen zur Langzeitsicherung der Grundwasservorkommen. Auch das Potenzial geothermischer Bohrungen oder grundsätzliche, geologische Eigenschaften und Prozesse können mit den Daten erfasst werden, was für zukünftige Planungen und Prognosen unterstützend wirken kann. Weitere Informationen finden Sie in einer PDF-Broschüre.