Von außen ist es ein alter Linienbus, doch innen ist es eine Weltpremiere: In Weißenhorn entstand in den vergangenen Monaten die wohl erste Augenklinik, die in einem Bus steckt und damit auch Patienten erreichen kann, die abseits der Städte wohnen. Doch dieser Bus ist nicht für den Einsatz in Deutschland vorgesehen, er ist ab Herbst im westafrikanischen Land Ghana unterwegs.
Ausgebaut hat den Bus Michael Sammet, dessen Vater aus Ghana stammt, doch der Anstoß zu diesem ungewöhnlichen Projekt kam durch den Verein Ghanahilfe und seinen Vorsitzenden Detmer Hasselmann. Der Verein unterstützt nicht nur Straßenkinder durch den Bau von Schulen, sondern vor allem engagiert er sich im Bereich Medizintechnik. Hasselmann war vor seinem Ruhestand technischer Leiter eines Krankenhauses in der Ortenau.
Bei seinen Reisen durch Ghana hat er erfahren, wie sehr die Menschen auf dem Land unter unzureichender medizinischer Versorgung leiden und durch seinen Beruf weiss er, wie einfach die Hilfe geleistet werden kann. Sammet verkauft seit vielen Jahren Medizintechnik an Augenärzte und Kliniken und ist damit der perfekte Partner für das Gemeinschaftsprojekt.
In Weißenhorn hat die Firma Campingwelt mehrere Hallen, in denen auch ein Gelenkbus umgebaut werden kann und die Mitarbeiter bringen die notwendige Erfahrung mit. So wurde der in Bayern gebraucht gekaufte ehemalige Hamburger Linienbus komplett leergeräumt und die Technik für den Einsatz in Afrika angepasst. Die Klimaanlage ist nun auch über eine Steckdose von außen betreibbar, der Busmotor muss nicht mehr laufen. Solarzellen auf dem Dach sorgen für zusätzliche Stromversorgung und große Markisen sorgen für Schatten vor den Eingangstüren.
Noch mehr Arbeit machte die Verkabelung, denn es mussten Stromleitungen und Steckdosen für die zahlreichen Geräte installiert werden. In den Decken befinden sich zahlreiche LED-Leuchten, damit der Behandlungsraum hell wie ein Operationssaal ausgeleuchtet werden kann.
Hinter dem Fahrerplatz des Gelenkbusses wurde ein Türe eingebaut und dort beginnt auch sofort der Operationssaal. Neben den üblichen Untersuchungen auf Fehlsichtigkeit wie bei jedem stationären Augenarzt kann hier richtig operiert werden. Über dem liegenden Patienten kann der Augenarzt mit seinen gewohnten Apparaten arbeiten und auch gegen den Grauen Star operieren, der in Afrika noch weiter verbreitet ist als in Mitteleuropa.
Hinter dem Gelenk und einer weiteren Türe geht es weiter mit einem Laborraum inklusive Waschbecken und Wasserversorgung für den Bus und dahinter schließt sich noch eine Brillenwerkstatt an. In einem Automaten können Brillengläser geschliffen werden mit den gleichen Geräten und der gleichen Qualität wie beim stationären Augenoptiker.
Ab Donnerstag wird die rollende Augenklinik auf dem Kongress für Ophtalmochirurgie DOC in Nürnberg erstmals der Fachöffentlichkeit gezeigt, in Ulm ist der Bus im Juli bei IKEA zu sehen. Das Einrichtungshaus hat das Projekt mit den Klinik-Möbeln im Bus unterstützt. Im September wird der Bus dann nach Ghana verschifft und in Betrieb genommen.