Es klingt wie ein Märchen, ist aber spannende Realität und auch ein bisschen Zeitreise: Wer war der „kleine Eisprinz“ vom Allgäu? Dieser Frage gehen Archäologen und Wissenschaftler seit der Entdeckung im Jahr 2021 eines rund 1300 Jahre alten Kindergrabes in Mattsies, einem Ortsteil von Tussenhausen im Unterallgäu, nach. Am Boden der steinernen Grabkammer aus dem 7. Jahrhundert wurde die außergewöhnlich gut erhaltenen Überreste eines reich bestatteten Knaben nebst Grabbeigaben gefunden: darunter ein Schwert mit einem mit Goldbeschlägen verzierten Gurt und reicher Schmuck wie Goldblattkreuze und Armreifen aus Silber.
Um den fragilen frühmittelalterlichen Fund sicher transportieren zu können, wurde kurzerhand eine neue Methode entwickelt: Der Fund wurde mit Wasser benetzt und dann mit Flüssig-Stickstoff schockgefrostet. So gut wie alle Eiswürfel im Umkreis wurden aufgekauft und noch obendrauf gepackt. So gelangte der „kleine Eisprinz“ von Mattsies als 800-Kilo-Block im Oktober 2021 sicher ins Bamberger Depot des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.
Im Juni 2022 taut ein Restauratoren-Team das 1300 Jahre alte schockgefrostete Kindergrab auf. Und jetzt, im September 2023, veröffentlichen Wissenschaftler neue Erkenntnisse über den Buben, sein Alter und die Todesursache. Der „kleine Eisprinz“ von Mattsies soll zwei Jahre alt gewesen sein und ist sehr wahrscheinlich an einer schweren beidseitigen Mittelohrentzündung gestorben. Das für frühmittelalterliche Umstände sehr prunkvolle Grab lässt auf eine reiche Familie, damals eher Sippschaft, schließen.
Das passt zum Schloss Mattsies, das vom Geschlecht der Mazzensiez um 1200 erbaut wurde. Wer weiß, vielleicht findet sich in Gräbern dort die gleiche DNA – und vielleicht gibt es dann noch mehr Erkenntnisse zum „kleinen Eisprinz“ vom Allgäu und was eigentlich mal aus ihm hätte werden sollen…