Der Streit ist entbrannt: Die Ulmer Mohrengasse soll umbenannt werden. Der SPD wäre eine Umbenennung in Manga Bell Gasse lieb. Warum aber heißt die Gasse überhaupt so? Und wer ist Manga Bell?
Die Ulmer SPD fordert die Umbenennung der Mohrengasse. Der älteste Begriff im deutschen Sprachgebrauch für schwarze Menschen sei rassistisch und herabwürdigend, und deswegen nicht als Namensgeber geeignet.
Die Ulmer Grünen halten eine Umbenennung für unnötig, ein erklärendes Schild wäre aus deren Sicht aber angebracht.
Auch CDU-Stadtrat Hans-Walter Roth sieht kein Problem in der Namensgebung, die Ursprünge wären nicht rassistischer Natur. Die Mohrengasse gehöre genauso zu Ulm, wie die Mohren-Apotheke und das Café Mohrenköpfle.
Das Afrodeutsche Forum Ulm/Neu-Ulm sieht im Begriff Mohr eine Beleidigung und sieht darin ein Zeichen von Rassismus und Sklavenhandel, weil wir heutzutage solche Begriffe damit verbinden.
Etymologisch geht das Wort Mohr auch auf das griechische moros zurück, das bedeutet töricht und auch dumm. Auch geht es auf das lateinische maurus zurück, das für schwarz, dunkel und afrikanisch steht.
Historisch sind die Bewohner Mauretaniens (Mauren) so bezeichnet worden, aber schon im Mittelalter sind verallgemeinert Menschen mit dunkler Hautfarbe Mohren genannt worden. Seit dem 16. Jahrhundert wird der Begriff nur noch in dieser erweiterten Bedeutung verwendet.
Seit etwa 1960 wird auf die Zwiespältigkeit des Wortes zwischen historischer Entwicklung und Verwendung als stereotype Bezeichnung hingewiesen, die eine bestimmte Vorstellung von einem Schwarzen weckt, was zu Diskussionen um den diskriminierenden Charakter des Wortes geführt hat.
Laut Ulmer Stadtarchiv trägt die Gasse seit 1809 diesen Namen. Sie ist nach der Gaststätte "Zu den Mohren" im Weinhof benannt worden. Das Gasthaus hatte seinen Namen schon 1786 und sich wahrscheinlich von der Mohrenapotheke inspirieren lassen, die gibt es seit 1558 in Ulm. Also alles aus vor-kolonialer Zeit.
Neuer Namensgeber der Gasse zwischen Weinhof und Stadtbibliothek könnte Rudolf Duala Manga Bell werden. Der Kameruner war König des Duala-Volkes zur deutschen Kolonialzeit. Er war fünf Jahre in Deutschland als Pflegekind in Aalen bei der Lehrerfamilie Oesterlein und ist in dieser Zeit in Ulm aufs Gymnasium gegangen. Am 8. August 1914 ist er in Kamerun hingerichtet worden, weil er sich gegen die deutschen Kolonialherren eingesetzt hat.
Diese mögliche neue Namensgebung würde nicht einfach die Spuren der Kolonialzeit in Ulm tilgen, sondern einen Kritiker des deutschen Kolonialismus würdigen, der auch einen Ulm-Bezug hat, so die SPD-Fraktion im Ulmer Gemeinderat in ihrem Antrag.
Die mögliche Umbenennung der Mohrengasse in Manga Bell Gasse soll im Bürgerdialog entschieden werden, nicht einfach durch eine Entscheidung der Verwaltung oder des Gemeinderats vollzogen werden.