Beim Autozulieferer ZF verschärft sich der Konflikt zwischen dem Betriebsrat und der Unternehmensleitung.
Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich äußerte gegenüber dem „Handelsblatt“, dass eine Liste von Werken existiere, die möglichst schnell geschlossen werden sollen. Im Fokus des von McKinsey beratenen Vorstands stehen dabei über ein Drittel der 35 Inlandswerke.
Ein Unternehmenssprecher erklärte in Friedrichshafen, dass derzeit alle deutschen Werke auf ihre Wettbewerbsfähigkeit geprüft würden. Einige Standorte erreichen nicht die geforderten Ergebnisse, weshalb dort Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit erforderlich seien. Zunächst solle in Gesprächen mit der Arbeitnehmervertretung erörtert werden, wie die Standorte in eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft geführt und die Arbeitsplätze gesichert werden könnten. Sollte dies nicht gelingen, seien als letzte Option ein Verkauf oder die Schließung der betroffenen Werke denkbar.
Dietrich erklärte weiter, dass ZF bereits in diesem Jahr mehr als 1.000 Stellen in Deutschland und insgesamt über 1.400 weltweit abgebaut habe. Der Vorstand hat zudem angekündigt, in den kommenden Jahren zwischen 11.000 und 14.000 Arbeitsplätze im Inland zu streichen, was etwa einem Viertel der Stellen entspricht. ZF steht besonders unter Druck, da die gesamte Autoindustrie mit der Transformation zur Elektromobilität kämpft.
ZF ist durch Zukäufe und Investitionen in neue Technologien hoch verschuldet und muss jährlich über eine halbe Milliarde Euro Zinsen zahlen. Diese finanzielle Last belastet das Unternehmen zusätzlich und könnte den Umstrukturierungsprozess erschweren.
Gesamtbetriebsratschef Dietrich sieht die Zukunftsstrategie von ZF in Gefahr. Die angestrebte Position als Systemanbieter durch Übernahmen könnte scheitern, wenn die zugekauften Geschäfte aufgegeben oder verkauft werden müssen. Er kritisiert außerdem das Fehlen eines tragfähigen Zukunftsplans der Konzernführung.
ZF ist einer der weltweit größten Automobilzulieferer mit rund 169.000 Mitarbeitern an 160 Standorten in 30 Ländern. Der Konzern, der mehrheitlich der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen gehört, erzielte 2023 einen Umsatz von rund 46,6 Milliarden Euro.