Wie technisch aufwändig und anspruchsvoll der gut zwölf Millionen teure Bau war, zog sich durch alle Reden des Festaktes. Auslöser für den Bau war der Zeitaufwand, der bisher notwendig war, um einen Patienten vom Rettungshubschrauber in den Schockraum der Notaufnahme zu bringen. Nach der Landung am Hangar neben dem BwK mussten die Patienten in einen Rettungswagen umgeladen werden, der dann gut einhundert Meter zur Notaufnahme gefahren ist, um den Patienten dort auszuladen. Dabei sind die Patienten oft künstlich beatmet und hängen an zahlreichen Schläuchen und Kabeln zur Überwachung der Körperfunktionen. Jedes Umladen birgt das Risiko, dass ein Schlauch abgeknickt oder ein Kabel abgerissen wird, die Berufsgenossenschaften verlangen daher von einem Krankenhaus der Maximalversorgung ein nur einmaliges Umladen.
Tilman Ruhdel, der Leiter des Hochbauamtes Ulm, hat es sich mit seinem Team nicht leichtgemacht, die optimale Lösung zu finden. Eine der untersuchten und schließlich verworfenen Varianten war eine unterirdische Verbindung zwischen Landeplatz und Notaufnahme durch ein automatisches Transportsystem. Erst eine „kongeniale Zusammenarbeit zwischen Architekten und Statikern“ führte zum optimalen Ergebnis. Der Architekt Adrian Hochstrasser nannte die Lösung spaßig „einen Tisch“, der über den Westflügel des siebenstöckigen Bundeswehrkrankenhauses gestellt wurde. Die Stahlskelettbauweise aus den 1970er Jahren verträgt keine weitere statische Belastung, daher wurde die Landeplattform an einem neu gebauten Aufzugsturm und zwei gegenüberliegenden Stahlstützen aufgehängt. Aufwand verursachte der Untergrund, denn neben den sieben oberirdischen Stockwerken verfügt das BwK noch über vier unterirdische Stockwerke, in denen sich ein weiteres Krankenhaus für Krisenzeiten befand. Dicke Betondecken, die Bombenangriffen standhalten sollten, mussten durchsägt werden, um ein Fundament gründen zu können.
Der neue Landeplatz ist 28 mal 28 Meter groß und beheizbar, damit auch im Winter sicher gelandet werden kann. Die blendfreie Landeplatz-Beleuchtung ermöglicht im Notfall die Landung rund um die Uhr in rund 50 Metern Höhe. Von der Landeplattform bringt ein Aufzug den Patienten und den begleitenden Notarzt in 30 Sekundendirekt in die Notaufnahme. Dort kann im Schockraum die Untersuchung und Behandlung sofort beginnen, auch ein Computertomograf steht dort bereit und ein Herzkatheterlabor gehört ebenfalls zur Ulmer Notaufnahme.
Den Landeplatz bezeichnete Professor Matthias Helm, der ehemalige Leiter der Anästhesie am BwK, als „kleinen aber ganz zentralen Mosaikstein“, der dazu führt, dass das effektive Rettungsmittel noch besser eingesetzt werden kann. Dieser Mosaikstein fügt sich in die zahlreichen notfallmedizinischen Innovationen am Ulmer BwK in den letzten 50 Jahren ein, die er mit dem Namen Friedrich Wilhelm Ahnefeld verknüpfte. Der damalige Leiter der Anästhesie überzeugte den Verteidigungsminister Helmut Schmidt von der Notwendigkeit, dass sich der Sanitätsdienst der Bundeswehr auch im zivilen Rettungsdienst engagiert, um Erfahrung für die militärischen Aufgaben zu sammeln. Doch auch Zivilpatienten, die rund 80% Anteil haben, profitieren von dem Ulmer Innovationsdrang, der immer wissenschaftlich begleitet wird und zu zahlrechen Promotionen und Habilitationen geführt hat.
Die erste offizielle Landung auf dem neuen Dachlandeplatz führte ein SAR-Hubschrauber der Bundeswehr durch, der nicht nur für die Suche nach abgestürzten Flugzeugen zuständig ist, sondern auch der Bundeswehr als Rettungshubschrauber dient. Rund eine Stunde nach dem Erhalt der Genehmigungsurkunde für den neuen Landeplatz konnte bereits die erste Patientin von dort abfliegen. Die Soldatin wurde zur Weiterbehandlung in ein anderes Sanitätszentrum der Bundeswehr geflogen. Regulär wird der Landeplatz ab 1. August angeflogen.