Schluss mit Stigma und Diskriminierung - das fordern Wissenschaftler

Mental health, Psychische Gesundheit, Gesundheitswesen

LCS

Laut dem neuesten „World Mental Health Report“ der WHO lebt weltweit etwa jeder achte Mensch mit einer psychischen Erkrankung. Das sind fast eine Milliarde Menschen weltweit. Trotz dieser hohen Zahl an Betroffenen sind Stigmatisierung und Diskriminierung im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit noch immer sehr verbreitet. Betroffene werden häufig sozial ausgegrenzt, was Probleme beim Zugang zu medizinischer Versorgung, Herausforderungen im beruflichen Umfeld und eine erhöhte Wahrscheinlichkeit gesundheitlicher Komplikationen zur Folge haben kann.

Die neu veröffentlichte „Lancet Commission on Ending Stigma and Discrimination in Mental Health“ (LCS) fordert nun Maßnahmen, um diese Stigmatisierung und Diskriminierung weltweit zu beenden. Die Lancet-Kommission ist das Ergebnis der Arbeit von über 50 Mitwirkenden aus der ganzen Welt, darunter Professor Dr. Nicolas Rüsch, Leiter der Sektion Public Mental Health an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg. Mitgewirkt haben sowohl Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch Psychiatrie-Erfahrene, die selbst eine psychische Erkrankung überwunden und Stigma selbst erlebt haben.

„Der ausführliche Bericht der LCS befasst sich mit den Folgen von Stigmatisierung und Diskriminierung ebenso wie mit Interventionen sowie wichtigen Teilaspekten, wie beispielsweise mit der Rolle der Medien und interkulturellen Aspekten“, erklärt Prof. Dr. Nicolas Rüsch, der besonders an den Themen Stigmafolgen sowie Stigma & Medien mitwirkte.

Die Kommission fordert, evidenzbasierte Strategien einzusetzen, um die Stigmatisierung und Diskriminierung im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen zu beseitigen. Die wesentliche Strategie, um Vorurteile in der Öffentlichkeit abzubauen, besteht im Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Erfahrung psychischer Erkrankung. Die Empfehlungen richten sich dabei an verschiedene Interessengruppen, unter anderem Regierungen, Schulen, öffentliche und private Arbeitgeber sowie beschäftigte im Gesundheitswesen.

Für jede dieser Gruppen wurden spezifische Empfehlungen festgelegt:

  • Für Regierungen und internationale Organisationen empfiehlt die Kommission, Richtlinien herauszugeben und umzusetzen, die darauf abzielen, Stigmatisierung und Diskriminierung zu reduzieren und zu beenden. Insbesondere wird empfohlen, dass alle Länder Maßnahmen ergreifen, um Suizid zu entkriminalisieren und so das mit Suizidalität verbundene Stigma zu verringern.
  • Arbeitgeber sollten evidenzbasierte Maßnahmen ergreifen, um den uneingeschränkten Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, Arbeitsbeteiligung und Programmen zur Rückkehr an den Arbeitsplatz für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu fördern.
  • Gesundheits- und Sozialdienstleister sollten ihren Mitarbeiter*innen obligatorische Schulungen zu den Bedürfnissen und Rechten von Menschen mit psychischen Erkrankungen anbieten. Diese sollten gemeinsam mit Betroffenen durchgeführt werden.
  • Lehrpläne in Schulen sollten Unterrichtseinheiten für Schüler*innen zu evidenzbasierten Interventionen enthalten, um das Verständnis psychischer Erkrankungen zu verbessern.
  • Medienorganisationen sollten systematisch stigmatisierende Inhalte von ihren Plattformen entfernen sowie Grundsatzerklärungen und Aktionspläne herausgeben, wie sie die psychische Gesundheit aktiv fördern und konsequent zur Verringerung von Stigmatisierung und Diskriminierung beitragen können.
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